Donnerstag, 19. Oktober 2017

Schöne gelbe Farbe


















Wer das 35 Jahre alte Original kennt, wird bemerkt haben,
dass Denis Villeneuves Fortsetzung Blade Runner 2049 sich
vor allem in den Farbwerten unterscheidet. Die in Scotts
Version vorherrschende kühle Blau-Rosa-Farbigkeit wird ins
Güldene erweitert. „The yellow“, wie Villeneuve schon im
Juli erklärte, „is something I can’t talk about, but… it’s a
very important color“. Wofür steht die gelbe Farbe? Es be-
ginnt ganz unscheinbar. KD6.3-7, kurz K findet an einem
toten Baum ein ausgerupftes Pflänzchen, Blüte, Stiel, Blät-
ter, Wurzel, alles dran. Behutsam packt er sie in eine Be-
weismaterialplastiktüte. Ich dachte unwillkürlich an Cha-
misso, die Weltumseglung auf der Rurik und die emblema-
tische Pflanze Kaliforniens: California Poppy oder Eschschol-
(t)zia californica. Johann Friedrich Eschscholtz war Schiffs-
arzt nicht nur auf dieser Expedition, sondern einer zweiten.
Dieser verdankt ein Archipel seinen Namen: die Eschscholtz-
inseln. Eine von ihnen ist das Bikini-Atoll. Am 25. Juni 1956
explodierte dort Dakota im Rahmen der Operation Redwing.


















Wer sich ein wenig für ernstzunehmende deutsche Geistes-
und Kulturwissenschaften interessiert, wird bemerkt haben,
dass der Titel dieses Posts geklaut ist. Schöne gelbe Farbe.
Godard mit Deleuze heißt ein Aufsatz von Joseph Vogl, der
vor gut zwanzig Jahren in einem Sammelband zur Philoso-
phie Gilles Deleuze’ erschienen ist. Vogl, der vor zwei Wo-
chen seinen sechzigsten Geburtstag feiern konnte, zitiert,
vom gusto filologico durchdrungen, mit seinem Titel ledig-
lich Fritz Langs Worte, die dieser in Le Mépris beim Anblick
Francesca Vaninis (Giorgia Moll) im gelben Bademantel vor
einer Außenwand der Villa Malaparte auf Capri sagt: „Schö-
ne gelbe Farbe“. Natürlich bedankt sich die polyglotte Fran-
cesca für dieses Kompliment auf Deutsch: „Danke!“