Sonntag, 27. November 2016

Punky Reggae Party


















Alle glauben sich jetzt zu Bob Dylans Reaktion auf die Ver-
leihung des Nobelpreises äußern zu müssen. Die Frage lau-
tet: Sind seine abweisenden Stellungnahmen cool oder un-
gezogen. Wir wissen es nicht, denken aber dankbar an je-
nen 29. Juni 1978 in der Deutschlandhalle, an dem Dank
Dylan Punk nach Deutschland kam. Wie aber Liebes… Tho-
mas Brasch, der Dylans Berlin-Konzert besucht hatte, ver-
öffentlichte 1980 in dem Band Der schöne 27. September 
ein Gedicht, das diesen denkwürdigen Abend beschreibt:

Und der Sänger Dylan in der Deutschlandhalle

ausgepfiffen angeschrien mit Wasserbeuteln beworfen
von seinen Bewunderern, als er die Hymnen
ihrer Studentenzeit sang im Walzertakt und tanzen ließ
die schwarzen Puppen, sah staunend in die Gesichter
der Architekten mit Haarausfall und 5000 Mark im Monat,
die ihm jetzt zuschrien die Höhe der Gage und
sein ausbleibendes Engagement gegen das Elend der Welt.
So sah

ich die brüllende Meute: Die Arme ausgestreckt im Dunkel
neben
ihren dürren Studentinnen mit dem Elend aller Trödelmärk-
te
der Welt in den Augen, betrogen um ihren Krieg,
zurückgestoßen in den Zuschauerraum
der Halle, die den Namen ihres Landes trägt, endlich
verwandt ihren blökenden Vätern, aber anders als die
betrogen um den, den sie brauchen: den führenden Ham-
mel.

Die Wetter schlagen um:
Sie werden kälter.
Wer vorgestern noch Aufstand rief,
ist heute zwei Tage älter.