Mittwoch, 13. Januar 2016

Lord Royal Highness Square


















Atlantis SquarePantis is an extended episode of the se-
ries SpongeBob SquarePants: “a story about SpongeBob
and his friends journeying and discovering the lost con-
tinent of Atlantis, which is ruled by a character voiced
by David Bowie.” The English musician and artist guest
starred as the voice of the Atlantean King, Lord Royal
Highness. “Allow me to introduce myself, I am the Lord
Royal Highness, but my friends call me L.R.H.”

Wie Atlantis ist das Berlin der späten 70er Jahre ein ver-
sunkener Kontinent, der nur im verklärenden Rückblick
von einer schrillen Figur mit David Bowies Stimme regiert
wurde. Tatsächlich regierten zu der Zeit in Berlin so sexy
Typen wie Schütz und Stobbe. Bowies Bewegungsradius
beschränkte sich auf den Schöneberger Norden, das Ande-
re Ufer neben seiner Wohnung in der Hauptstraße — die
bis in alle Ewigkeit so heißen muss, weil Bowie nicht in der
David-Bowie-Str. 155, sondern in der Hauptstr. 155 wohn-
te —, der Dschungel am Winterfeldtplatz, die Hansastudios
am Potzdamer Platz, der allerdings zum Bezirk Tiergarten
gehört, wie die Diskothek Sound in der Genthiner Straße,
das KaDeWe am Wittenbergplatz, nicht zu vergessen das
Chez Romy Haag gleich um die Ecke in der Fuggerstraße.
Es gab auch Ausflüge nach Kreuzberg ins Exil und ins Grü-
ne an den Wansee.

Jetzt geistert eine Poschardt-inspirierte Petition durchs
Netz, die allen Ernstes das Unmögliche fordert: die zu
höchsten Ehren gekommene Hauptstraße in David-Bowie-
Straße umzubenennen. Jedenfalls ein wunderbares Bei-
spiel für den Brutalismus deutscher Erinnerungspolitik:
das historische Faktum, Bowies Berliner Adresse, muss
um jeden Preis vernichtet werden. Bowie war aber kein
Ehrenbürger, sondern zwei Jahre lang in einer Schöne-
berger Altbauwohnung Untermieter, Lodger, wie das nach
seinem Berlinaufenthalt in der Schweiz und New York auf-
genommene Album hieß. Wenn man diesen fremden Gott,
diesen middle-class hero mit working class background,
der 2003 die Erhebung in den Adelsstand ausschlug, tat-
sächlich ehren möchte, dann sollte man das ewige Ärger-
nis des Kaiser-Wilhelm-Platzes aus der Welt schaffen. Er
sollte ja schon in Marlene-Dietrich-Platz umbenannt wer-
den, daraus wurde aber nichts. Doch jetzt könnte es ge-
lingen, eine Umbenennung des Kaiser-Wilhelm-Platzes in
Lord Royal Highness Square zu erreichen.