Freitag, 24. Januar 2014

Slow emotion


















Als die Snowden-Affäre noch im Zentrum öffentlicher Auf-
merksamkeit stand, bat der Spiegel Prominente um eine
Stellungnahme. Sloterdijks Kommentar war nur online zu
lesen. Ein Auszug:

Niemand hätte stärkere Gründe für einen charaktervollen
Einspruch als eine deutsche Regierungschefin, die selbst
jahrelang Opfer einer durch nichts zu rechtfertigenden
Abhörungs-Attacke war. Die einzige Form des Einspruchs
jedoch, der die US-Administration wirklich beeindrucken
würde, wäre die Gewährung eines befristeten Asyls für den
Informanten, dem die deutsche Regierung ihre Aufklärung
über die erlittenen Infamien verdankt.

Dass nichts dergleichen geschehen wird, liegt auf der Hand.
Die Charakterlosigkeit der deutschen Haltung in der Affaire
Snowden ist doppelt garantiert: zum einen durch die Merkel-
sche Grundhaltung, Konflikte aller Art durch listiges Ignorie-
ren zu verkleinern; zum anderen durch die auch bei uns voll-
zogene vorauseilende Einstimmung in die globale Korruption
ziviler Werte durch militärische Sondergesetze: Im Namen der
dämonisch verabsolutierten SICHERHEIT soll ja künftig überall
der permanente Ausnahmezustand durchgesetzt werden — das
läuft auf die post-demokratische Maßnahmen-Regierung hinaus.