Sonntag, 22. Juni 2008

A Bachelor's Drawer


Gestern feierte KLAGE Abschied. Alle waren herzlich eingeladen
worden
– nun waren alle da und passten so gerade in ein leeres
Atelier. Paar von den Fotos und Scans, die KYRITZ fast das ganze
letzte und ziemlich genau das halbe diese Jahr in seinem Blog
ausgestellt hatte, hingen an den Wänden. NERVÖSOR hatte eine
kleine Text-Bild-Performance vorbereitet. Trotz Wirrheit hatte
er wie immer an alles gedacht. Sogar an die Zuhörenden im
Flur, denen das den Zusehenden im Atelier Gezeigte nach deren
Lacher vorgelesen wurde.

Nun war die Schublade des Junggesellen, in die wir dank Ulfs
Sesam, Sesam... die letzten anderthalb Jahre bald täglich einen
verschämten Blick werfen durften, wieder zu, die reifen Früchte
zölibatären Lebens, die in ihr zum Vorschein kamen – Verachtung,
Angst, Begeisterung, Hass, Liebe, Unsicherheit, Distanz – waren
wieder weggeschlossen. Man wird sich daran gewöhnen müssen,
dass der Spiegel, in dem sich der puer aeternus in uns gefiehl,
erblindet ist.

Mir kam John Haberles
Trompe-l'œil "A Bachelor's Drawer" in den
Sinn. Plötzlich steht man davor im Metropolitan Museum, American
Wing
. Wegen Umbauarbeiten
in der Vitrine zwischengelagert, kann
man den Inhalt der Schublade abfotographieren: rechts unten eine
Fotographie des Malers, Eintrittskarten, ein
Zeitungsausschnitt mit
einer Kunstkritik, die den Titel IT FOOLED THE CAT trägt, und die für
eine solche Schublade unabdingbare
Mariée mise à nu... Schließlich
liegt in ihrer hinteren rechten, fotographisch nicht dokumentierten
Ecke eine Broschüre, von deren illustriertem Cover einem ein Infans
stumm zulächelt. Ihr Titel verspricht in roten Lettern, der größten
Sorge des Junggesellen abzuhelfen: HOW TO NAME THE BABY.